Nachhaltigkeit durch Upcycling von Kleidung
Nachhaltige Kleidung fängt mit umweltfreundlichen Materialien und fairen Produktionsbedingungen an, aber auch die Verwendungsdauer ist für die Nachhaltigkeit entscheidend. Denn auch wenn Kleidung unter sozial und ökologisch nachhaltigen Bedingungen produziert wird, macht es nur wenig Sinn wenn die Kleidung nur kurz oder gar nicht getragen wird, weil sie nicht (mehr) gefällt oder kaputt geht. Zum einen werden dadurch unnötig Ressourcen „verschwendet“, des Weiteren wird mit jedem produzierten Kleidungsstück die Umwelt durch die Ressourcengewinnung, Transportwege, Verarbeitung und Entsorgung belastet. Daher ist eine lange Nutzung essenziell wichtig für die Nachhaltigkeit von Mode. Da aber auch faire Kleidungsstücke mal kaputt gehen oder dem Träger der „Pepp“ nach einiger Zeit eventuell fehlt, wollen wir euch heute das Konzept des Upcyclings vorstellen.
Definition von Upcycling
Der Begriff Upcycling stammt aus dem Jahr 1994 und wurde vom Ingenieur Reiner Pilz geprägt. Er äußerte Kritik am bisherigen Recycling-Verfahren, bei dem die Qualität der recycelten Produkte geringer ist als bei den Ausgangsmaterialien. Daher gab er dem Verfahren den Namen Downcycling. Als Alternative schlug er das Upcycling vor. Hierbei sollten die gebrauchten Materialien aufgewertet werden und somit eine höhere Qualität nach dem Verfahren aufweisen. Bei der Aufbereitung liegt der Fokus darauf, wenig neue Ressourcen zu verwenden, was den ganzen Prozess so nachhaltig macht.
Gerade im Modebereich ist Upcycling mittlerweile sehr beliebt, da der Kreativität hier kaum Grenzen gesetzt sind. Kleidung kann vergrößert, verkleinert, repariert, individualisiert oder umfunktioniert werden. So kann ein altes Hemd zum sommerlichen Rock werden, ein altes Shirt mit Nieten und Patches wieder hipp werden oder Löcher in Hosen zum Used Look gestaltet werden.
Vorteile des Upcyclings
Beim Upcycling ist alles möglich und das zum kleinen Preis, denn grundsätzlich soll das verwendet werden, was schon da ist. Dieser Ansatz macht die Aufwertung nicht nur günstig, sondern auch sehr nachhaltig. Es wird Müll vermieden, denn die Kleidungstücke bekommen ein zweites bzw. drittes Leben. Zudem werden so die Ressourcen geschont, was ebenfalls der Natur zu Gute kommt. Upcycling ist also ein absoluter Gegentrend zur Fast Fashion.
Wie kommt man an Upcycling-Produkte?
Ihr wollt Euch näher mit dem Thema Upcycling auseinander setzen? Dann gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Upcycling – Do it Yourself: Selbst gebrauchte und alte Kleidungsstücke aufwerten
- Upcycling-Labels: Aufgewertete Kleidung direkt kaufen
- Label mit Upcycling- bzw. Reparaturangeboten
Wir wollen euch die Möglichkeiten nun im Folgenden einzeln kurz vorstellen, sodass ihr anschließend einen guten Überblick habt.
1. Upcycling – Do it Yourself
Selbst Kleidung aufzuwerten ist keine neue Erfindung und viele von uns erinnern sich sicher noch an reparierte Kinderhosen. Also warum nicht weiter darauf aufbauen?
Beim Upcycling eurer Kleidung sind euch keine Grenzen gesetzt und ihr könnt eurer Kreativität komplett freien lauf lassen. Das Upcycling beginnt dabei mit dem Flicken von Löchern, geht über das Anbringen von Patches oder anderen Elementen zur optischen Aufwertung des Kleidungsstücks und endet in der kompletten Neugestaltung. Es bietet sich dabei immer an, bereits vorhandene Materialien zu nutzen, denn wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle noch „alte Schätze“ im Kleiderschrank, die wir so zwar nicht mehr anziehen würden, sich aber für Upcycling-Ideen gut eignen.
Im Internet findet ihr jede Menge Tipps, Anleitungen und Gedankenanstöße. Es lohnt sich also manchmal vor dem Start ein Blick ins World Wide Web zu werfen und da noch den einen oder anderen Trick, gerade in Bezug auf die praktische Umsetzung, abzugreifen. Wir werden an dieser Stelle keine speziellen Seiten herausstellen, denn je nach dem was ihr vorhabt, sind unterschiedliche Seiten ratsam. Ihr werdet feststellen, dass ihr schnell das richtige findet, wenn ihr eure Suche eingebt.
Für weitere Anregungen und DIY-Projekte zum Thema „Fashion-Upcycyling“ können wir euch dieses kostenlose eBook von MONA empfehlen.
Ein letzter Tipp aber noch, in einigen Städten gibt es sogar Workshops und Treffs für Kleidung-Upcycling, also schaut doch mal, was es in eure Nähe alles gibt.
2. Upcycling Labels
Unter Upcycling Labels verstehen wir Firmen, die Kleidung verkaufen, die aus „upgecyceltem“ Material bestehen. Bei diesen Labels könnt ihr als Kunde Produkte erwerben, dessen Material aus einem Aufwertungsprozess stammt. Im Laufe der letzten Jahre hat die Zahl solcher Labels zugenommen, sodass wir euch gerne unsere drei Favoriten vorstellen möchten:
Reet Aus
Hinter dem Label „Reet Aus“ steht die Designerin Reet Aus. Sie stammt aus Estland und hat sich in ihrer Doktorarbeit mit dem Reststoff bei Textilproduktionen beschäftigt. Dabei hat sie relativ schnell festgestellt, dass aus dem Reststoff noch sehr viel mehr Kleidung produzierbar werden könnte. Sie hat daraufhin ein Verfahren namens „Upmade“ entwickelt, mit welchem sie Upcycling Kleidung als Massenware herstellen kann. Dabei arbeitet sie mit Textilproduzenten zusammen und richtet die Produktion derer so aus, dass die Stoffreste für ihre Wiederverwertung geeignet sind. Egal ob T-Shirts, Hosen, Kleider, Blusen oder Hemden – bei Reet Aus gibt es eine große Auswahl an Kleidung für Herren und Damen. Die Kleidung ist insgesamt eher schlicht aber dennoch stylisch gestaltet.
MILCH
Als zweites präsentieren wir euch das Label „MILCH“. Es wurde in Wien von Cloed Priscilla Baumgartner geründet. Das Label produziert Shirts, Röcke, Blusen und Hemden. Dafür werden gerne alte Kleidungsstücke für Herren verwendet. Dabei werden unter anderem auch Kleidungsstücke aus Altkleidersammlungen genutzt, die sonst keine Verwendung mehr haben. Die Aufwertung und Weiterverarbeitung erfolgt lokal in Wien unter fairen Bedingungen.
Reclothing by Daniel Kroh
Bei Daniel Kroh gibt es im Vergleich zu den beiden anderen Labels nur Herren Kleidung und diese in eher ausgefallener Art und Weise. Daniel Kroh ist gelernter Herrenschneider und daher absolut vom Fach. Er nutzt alte Arbeitskleidung als Ausgangsmaterial für den Upcycling-Prozess. Als Endprodukt entstehen hochwertige Westen, Jackets und Hosen, wobei Daniel Kroh auch Kleidung nach Maß anbietet. Interessierte Kunden können sich direkt bei ihm per Mail oder Telefon melden und individuelle Kleidung bestellen. Die gesamte Produktion erfolgt in Berlin.
3. Label mit Upcycling- bzw. Reparaturangeboten
Neben den Labels, die Upcycling Klamotten anbieten, gibt es auch Firmen, welche diverse Reparaturangebote für eure Kleidung bereitstellen. Reparaturen sind eine wichtige Form des Upcyclings. Wie genau die Angebote aussehen, ist sehr unterschiedlich. Es gibt Reparaturwerkstätten in Verkaufsläden, Online-Shops mit Einsendemöglichkeiten, spezialisierte Reparaturläden oder sogar Reparaturtrucks, die von Ort zu Ort fahren.
Gerade bei Kleidung, die nur schwer selbst zu reparieren ist, sind Reparaturangebote sinnvoll. Ein gutes Beispiel dafür ist z.B. Outdoor- und spezielle Funktionskleidung. Das Label Vaude, bekannt für Outdoorkleidung, bietet eine kostenlose Online- Plattform mit Reparaturanleitungen an. In einigen Fällen ist auch das Einsenden kaputter Kleidung bei Vaude möglich. Auch der Outdoorbekleidungsanbieter Patagonia bietet Reparaturanleitungen an. Zudem hat die Firma einen „Worn Wear Truck“, der in der Skisaison durch Skiskigebiete fährt und dort Instandsetzungen anbietet.
Das waren nur ein paar kleine Beispiele für Reparaturangebote bereits erworbener Kleidungsstücke, die Liste lässt sich beliebig verlängern. Daher schaut doch vor dem nächsten Einkauf, in wie weit der Textilanbieter, die marke, das Label Reparaturangebote anbieten- zum einen ist es ein Zeichen dafür dass der Anbieter in die Langlebigkeit seines Produktes vertraut, als auch kommuniziert, dass die Kunden lange etwas von ihrem gekauften Produkt haben.
4. Bücher zum Thema Upcycling
Wenn ihr nach noch mehr Inspiration zum Thema Upcycling sucht, können wir euch folgende Bücher empfehlen:
- „Upcycling Step by Step“ von Maria Neumeister*
- „Jeans Upcycling„ von Céline Dupuy*
- „How to slay Omas Kleiderschrank„ von Katharina Glas*
Wir hoffen wir konnten euch mit diesem Blogartikel einen guten Überblick zum Thema Upcycling von Kleidung geben und euch ein paar Anregungen geben, wie ihr die Lebensdauer von Textilien erhöhen könnt.
Schreibt uns doch gerne mal eure Geheimtipps zu diesem Thema. Gerne auch, wo Ihr Euch Anleitungen, Schnittmuster und Inspirationen holt.
Quelle zur Definition des Upcyclings: https://de.wikipedia.org/wiki/Upcycling
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