Mode muss Geschichten erzählen: SKFK-Designerin Maia Curuchet im Interview über Design, Zero Waste und echten Wandel

Andreas: Heute sprechen wir mit Maia von SKFK, einer Marke, die nachhaltige Mode im Baskenland neu definiert. Bevor wir tiefer in deine Arbeit und kreative Vision eintauchen, kannst du dich vorstellen und uns etwas über deinen Weg in der nachhaltigen Mode erzählen?
Maia Curuchet: Mein Weg in die nachhaltige Mode war alles andere als geradlinig – er war voller Experimente, Lernerfahrungen und einer tiefen Leidenschaft dafür, Kleidung zu schaffen, die wirklich Menschen und den Planeten respektiert. Es begann mit meiner Liebe zum Design, aber als ich mehr über die Umweltauswirkungen der Modeindustrie lernte, wusste ich, dass ich die Dinge anders angehen musste. Mit der Gründung von SKUNKFUNK und der späteren Wandlung zu SKFK ging für mich ein Traum in Erfüllung: Ich konnte meine kreative Vision mit einer Mission vereinen, die mehr bedeutet als nur Kleidung herzustellen.
Design-Philosophie & kreative Vision
Andreas: Deine Kollektionen zeigen eine faszinierende Balance zwischen minimalistischen Stücken und ausdrucksstarken Prints. Wie gehst du in deinem kreativen Prozess an diese Dualität heran?
Maia: Für uns dreht sich Design um das Erzählen von Geschichten. Die minimalistischen Stücke schaffen eine ruhige Basis – zeitlos und vielseitig – während die ausdrucksstarken Prints der Bereich sind, wo wir uns kreativ ausleben und Individualität und Kultur zelebrieren. Es ist ein bisschen wie das Komponieren einer Symphonie; man braucht sowohl die ruhigen Momente als auch die Höhepunkte. Zum Beispiel kann ein gewagter, künstlerischer Print in Kombination mit einer schlichten, reduzierten Silhouette im Mittelpunkt stehen. Es geht darum, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Kleidung so zu kombinieren, dass sie ihren einzigartigen Stil ausdrücken können, während wir gleichzeitig unseren Grundwerten treu bleiben.
Zero-Waste-Engagement
Andreas: Das Zero-Waste-Prinzip spielt in deinem Design eine zentrale Rolle. Viele würden das als Einschränkung sehen – du aber scheinst darin kreative Freiheit zu finden. Wie kommt das?
Maia: Es ist eine so spannende Herausforderung! Zunächst könnte man denken, dass die Arbeit mit Zero-Waste-Prinzipien einschränkend ist, aber das Gegenteil ist der Fall. Jeder einzelne Stoffzuschnitt muss einen Zweck haben, was uns dazu bringt, über den Tellerrand zu schauen. Ob es modulare Designs sind, clevere Schnittmuster, die jeden Rest verwenden, oder kreative Wege, Überbleibsel wiederzuverwerten – es ist wie das Lösen eines Puzzles. Und das Beste? Dieses Gefühl der Erfüllung, wenn ein Design ohne Abfall wunderschön zusammenkommt – das ist Magie.
Balance global vs. lokal
Andreas: Du hast dich bewusst dafür entschieden, sowohl lokal als auch global zu produzieren. Nach welchen Kriterien entscheidest du, ob ein Stück im Baskenland oder mit Partnern wie der Chetna-Kooperative in Indien produziert wird?“
Maia: Wir gehen dabei sehr bewusst vor. Wenn ein Stück Materialien oder Techniken nutzt, die für eine Region einzigartig sind – wie Bio-Baumwolle aus Indien – macht es Sinn, mit Partnern wie Chetna zusammenzuarbeiten, die unsere Werte und Expertise teilen. Für kleinere Produktionsläufe oder Prototypen ist die lokale Fertigung im Baskenland unsere erste Wahl – das hält unseren CO2-Fußabdruck niedrig und ermöglicht eine engere Zusammenarbeit. Es geht darum, die perfekte Balance zwischen der Würdigung traditioneller Handwerkskunst und Nachhaltigkeit zu finden.
Innovation & Tradition
Andreas: Deine Stücke verbinden oft traditionelle Handwerkskunst mit zeitgenössischer Ästhetik. Kannst du uns durch den Prozess führen, wie sich ein typisches SKFK-Design von der ersten Idee zum fertigen Stück entwickelt?“
Maia: Oh, das ist einer meiner Lieblingsaspekte des Prozesses! Es beginnt immer mit Inspiration – sei es Natur, Kunst oder eine Geschichte, die wir erzählen möchten. Von da aus skizziert das Team Ideen und erkundet, wie traditionelle Handwerkskunst in das Design eingewoben werden kann. Zum Beispiel könnten wir Handblockdruck oder aufwendige Stickereien basierend auf baskischen kulturellen Wurzeln einarbeiten.
Die wahre Magie entsteht in der Zusammenarbeit mit den Handwerkern. Es ist ein wunderschönes Geben und Nehmen; wir respektieren ihre Expertise und stellen gleichzeitig sicher, dass das finale Design modern und funktional wirkt. Prototypen sind wie unser Experimentierfeld, wo wir so lange tüfteln, bis wir die perfekte Balance zwischen Tradition und zeitgenössischem Stil finden. Und jeder Schritt ist in der Nachhaltigkeit verankert, von der Stoffauswahl bis zur Abfallvermeidung. Wenn ein Stück unsere Kunden erreicht, ist es so viel mehr als nur Kleidung – es ist eine zum Leben erweckte Geschichte.
Verbraucherbildung
Andreas: Du bist sehr transparent, was deine Produktionsprozesse und Entscheidungen angeht. Wie siehst du die Rolle von Modemarken bei der Aufklärung von Verbrauchern über nachhaltigen Konsum?
Maia: Transparenz ist ein Weg, Vertrauen aufzubauen und Menschen zu befähigen, bessere Entscheidungen zu treffen. Bei SKFK geht es uns darum, einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren und zu zeigen, was in die Herstellung unserer Kleidung fließt. Zum Beispiel verwenden wir QR-Codes auf unseren Etiketten, damit Kunden jeden Schritt der Reise eines Kleidungsstücks nachverfolgen können. Es geht darum zu zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Modewort ist – es ist aktives Handeln. Jede Entscheidung, egal wie klein, zählt.
Zukunftsvision
Andreas: Du bist seit 1999 in der Branche und hast viele Nachhaltigkeitstrends kommen und gehen sehen. Welche Entwicklungen in der nachhaltigen Mode begeistern dich tatsächlich für die Zukunft?
Maia: Da gibt es so viel, worauf man sich freuen kann! Innovationen wie regenerative Landwirtschaft, biologisch abbaubare Textilien und zirkuläre Modesysteme sind echte Meilensteine. Aber was mich wirklich optimistisch stimmt, ist der Mentalitätswandel – die Menschen begreifen, dass Nachhaltigkeit kein vorübergehender Trend ist; es ist die Zukunft. Und das Beste? Wir alle lernen und wachsen gemeinsam.
Ästhetische Entwicklung
Andreas: Wenn man deine aktuelle Kollektion betrachtet, gibt es einen starken Fokus auf vielseitige Stücke in Naturtönen mit unerwarteten Farbakzenten. Wie hat sich die Ästhetik von SKFK seit deinen Festival-T-Shirt-Tagen entwickelt?
Maia: Oh, wir sind wirklich weit gekommen! Mit den Festival-T-Shirts fing alles an – damals war alles einfach total locker und unbeschwert. Im Laufe der Zeit ist unsere Ästhetik gereift, trägt aber immer noch denselben verspielten Geist in sich. Heute geht es darum, Stücke zu kreieren, die vielseitig, zeitlos und tief mit unseren Werten verbunden sind. Es geht nicht nur darum, gut auszusehen; es geht darum, sich gut zu fühlen, weil man weiß, dass die eigene Kleidung mit dem eigenen Lebensstil und den eigenen Überzeugungen im Einklang steht.
Preisstrategie
Andreas: Du erwähnst, dass du nachhaltige Mode für alle zugänglich machen möchtest. Wie schaffst du die Balance zwischen fairen Produktionskosten und erschwinglichen Preisen?
Maia: Das ist definitiv ein Balanceakt. Wir optimieren Prozesse und arbeiten direkt mit Lieferanten zusammen, um die Kosten fair zu halten. Gleichzeitig machen wir kein Geheimnis daraus, dass nachhaltige Mode ihren Preis hat – schließlich stecken faire Löhne und hochwertige, umweltfreundliche Materialien dahinter. Unsere Philosophie ist Qualität vor Quantität: in weniger, bessere Stücke investieren, die länger halten und einen echten Unterschied machen.
Andreas: Vielen Dank für diesen spannenden Einblick in deine Arbeit und die Vision von SKFK. Es ist toll zu sehen, wie ihr Nachhaltigkeit, Tradition und moderne Mode so stimmig miteinander verbindet!
Wenn ihr noch mehr über SKFK erfahren wollt, könnt ihr euch unsere Labelvorstellung durchlesen!