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Wie nachhaltig ist Second Hand Kleidung?

Wie nachhaltig ist Second Hand Kleidung?

Kleiderstange

Das Geschäft mit Second Hand Kleidung boomt seit einigen Jahren und wird dabei in der Öffentlichkeit als äußerst nachhaltig dargestellt. Durch die Fridays for Future Bewegung haben Themen wie „Nachhaltigkeit“ und „Umweltschutz“ viel Aufmerksamkeit gewonnen und die Begriffe sind wahre Werbewunder geworden. Genau deshalb ist es wichtig, die angeworbene Nachhaltigkeit zu hinterfragen. Wir haben das bereits in der Vergangeneheit, z.B. zum Thema Greenwashing gemacht. Heute wollen wir uns den Pros und Cons von Second Hand Mode widmen und kurz anreißen welchen Impact Second Hand Käufe mit sich bringen können.

In Zeiten von Fast Fashion werden immer mehr Kleidungsstücke in kürzeren Intervallen ver- und gekauft. Viele wollen keinen Modetrend verpassen und bei jeder Kollektion dabei sein. Je mehr jedoch gekauft wird, desto häufiger müssen Kleidungsstücke ausgemistet werden. Schließlich hat ein Kleiderschrank oder das Schuhregal nur begrenzte Kapazitäten. Viele Konsumenten greifen auf den Weiterverkauf aussortierter Kleidung zurück, sei es über Ebay, Second Hand Plattformen oder einem lokal ansässigem Second Hand Laden.

Die positiven Seiten von Second Hand Kleidung

Durch den Verkauf gut erhaltener Kleidung fließt im ersten Schritt erstmal wieder ein bisschen Geld zurück an den Verkäufer. Es wird somit ein initialer Anreiz geschaffen, auszumisten und die Kleidungsstücke anderen anzubieten und nicht wegzuwerfen.
Da viele Second Hand Läden nur gut erhaltene und auch hochwertige Kleidung annehmen, wird durch Second Hand Menschen mit einem kleineren Einkommen ein bezahlbarer Zugang zu bestimmten Modeartikeln geschaffen. Dabei lassen sich oftmals echte Schnäppchen machen, da viele Kleidungsstücke selten oder teilweise auch komplett ungetragen in die Second Hand Läden wandern und man somit nahezu Neuware erhält.

Neben diesem sozialen Aspekt hat Second Hand in der Tat auch einige umweltschonende Aspekte. Die Weiterverwendung von Kleidung schont Ressourcen, denn das Kleidungsstück ist ja bereits den ganzen Prozess vom Rohstoff, über die Herstellung, Veredelung und Transport durchlaufen. Ein Kauf von Second Hand Mode ist zudem (in der Theorie) ein Kauf weniger von neuen Kleidungsstücken, die insbesondere in der Fast Fashion Industrie selten sozial und ökologisch nachhaltig produziert werden.


Ein weiterer Vorteil von Second Hand ist gerade bei Kinderbekleidung und Babymode zu finden, denn eventuell verwendete Chemikalien in der Kleidung werden von Waschgang zu Waschgang zunehmend ausgewaschen. Gebrauchte Kleidung weist somit meist weniger Chemikalien auf.

Die negativen Seiten von Second Hand Fashion

Klingt doch bisher alles ganz gut, also kommen wir nun zu dem ein oder anderen Haken, den man bei Second Hand Kleidung bedenken sollte.

Einige Konsumenten haben mittlerweile ein recht ausgeklügeltes System entwickelt jeden Modetrend mitzugehen und immer Kleidungsstücke aus der neusten Kollektion zu tragen um sich dann über Second Hand Verkäufe Geld in die Kassen zu spülen, wobei dieses dann wiederum direkt in neue Klamotten investiert wird.

Sofern das Vorgehen auf nachhaltig und fair produzierte Kleidung angewendet werden würde, könnte man dem Vorgehen noch zu Gute halten, dass der Second Hand Markt dann wenigstens mit nachhaltiger Mode „geflutet“ wird, jedoch ist das selten der Fall. Vielmehr wird weitere Fast Fahion nachgekauft und anschließend in den Second Hand Markt gedrückt.


Ein weiterer Aspekt ist, dass sich der Handel mit gebrauchter Kleidung zu einer wahren Goldgrube entwickelt hat, bei der es um viel Geld geht. Nicht umsonst heißt es „bei Geld hört die Freundschaft auf“ – so soll in einigen Aufarbeitungsfabriken von Second Hand Unternehmen die Gewinnmaximierung vor dem Wohl der ArbeiterInnen stehen. Sofern man sich hier also den Methoden der Fast Fashion Industrie bedient, ist die soziale Nachhaltigkeit nicht mehr gegeben und die positiven Effekte von Second Hand Mode gehen verloren.


Weitere Kritiker sind der Ansicht, dass Second Hand Plattformen und Läden den Fast Fashion Trend dahingehend (ungewollt) unterstützen, da über die Plattformen Überproduktionen sowie B-Ware verkauft werden. Es gibt sogar Gerüchte, dass große Second Hand Unternehmen u.a. Fehlproduktionen aus der Modeindustrie gespendet bekommen, die dann aufbereitet weiterverkauft werden. Der Benefit könnte darin bestehen, dass durch die Spenden die Ware nicht vernichtet werden muss, die Marke in den Umlauf gebracht wird und die Spende sicherlich noch steuerlich absetzbar ist.

Fazit

Wie Ihr seht, es ist nicht alles Gold was glänzt, dennoch wollen wir Euch mit diesem Artikel nicht abschrecken, was das Thema Second Hand Kleidung angeht. In unseren Augen ist es definitiv sinnvoll nicht mehr benötigte Kleidung weiter zu verkaufen. Dafür empfehlen wir private Verkaufsplattformen und kleine, inhabergeführte Second Hand Läden. So ist für den Kunden klar, woher die Artikel kommen und welche Strukturen dahinter stehen. Ansonsten gilt wie immer, fragt in den Second Hand Läden oder bei Plattformen nach, wie die Prozesse aussehen und in wie weit auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Wer nichts zu verbergen hat, gibt klare und transparente antworten. Beim Kauf von Second Hand Kleidung kann man als Kunde etwas bewirken, indem man z.B. nur Label kauft, die bereits nachhaltig und fair produzieren. Wenn die Second Hand Läden merken, dass Fast Fashion Mode weniger nachgefragt wird, erfolgt vielleicht ein Umdenken entlang der Kette. Aber auch sonst ist im ersten Schritt der Second Hand Kauf dem Neukauf eines Kleidungsstücks zu bevorzugen, um anfallende Ressourcen zu schonen.

Mittel- und langfristig ist ein Umdenken zu nachhaltig produzierter Kleidung und Slow Fashion notwendig. Kauft am besten nur Kleidung die ihr wirklich braucht und pflegt diese, damit ihr lange etwas davon habt.

Wie seht ihr das Thema? Ist Second Hand eine Lösung für das Fast Fashion Problem? Lasst uns gerne einen Kommentar da.

View Comment (1)
  • Die negative Seite von Second Hand Fashion habe ich so noch nie gesehen. Das ist eine traurige Entwicklung. Da wir ja auch sehr stark mit dem Bewusstsein der Verbraucher spielen, was für die Umwelt zu tun ist. Ich finde es schade.

    Viele Grüße
    Jens

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