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Nachhaltige Business-Mode: Interview mit Johanna Betz von Peaceman’s daughter|son

Nachhaltige Business-Mode: Interview mit Johanna Betz von Peaceman’s daughter|son

Peacemans

Mittlerweile gibt es viele Modelabel, die sich im Bereich nachhaltige Mode auf ein spezielles Segment spezialisiert haben. Für unsere Übersicht der nachhaltigen Modelabel recherchieren wir aktuell welche Label sich mit dem Thema Buisness Mode auseinandersetzen. Da kam die Anfrage von Johanna von Peaceman’s daughter|son sehr passend reingeflattert, ob wir nicht was zusammen machen können. Da wir es irgendwie persönlicher finden, wenn jemand seine Vision und auch ein paar Backround Informationen in eigenen Worten beschreibt, haben wir die Markenvorstellung als Interview gemacht.

Wann und wie seid Ihr auf die Idee gekommen Peaceman’s zu gründen?

Johanna: „Ich machte meinen Master in Nachhaltigkeit und wollte eigentlich in die Unternehmensberatung und alle Firmen nachhaltiger machen – habe aber nichts gefunden, was ich zu einem Vorstellungsgespräch tragen könnte, was ethisch korrekt und auch noch modisch schick ist. Die Marktlücke wollte ich dann mit „Peacemans“ schließen und habe 2018 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.“

Was macht Euch besonders?

Johanna: „Da gibt es Einiges. Zum einen sind es modische, taillierte Schnitte, denen man das ÖKo nicht ansieht. Dann ist mir besonders wichtig reine Bio-Baumwollstoffe zu verwenden. D.h. kein Elasthan (weil Plastik enthalten ist). Ein anderer wesentlicher Punkt, ist die Persönlichkeit der Wertschöpfungskette. Wir kennen alle Lieferanten persönlich und haben unsere Bio-Baumwoll-Bauern in Uganda vor Ort besucht, genauso wie die Näherei in Österreich. So kann ich darauf vertrauen und vollkommen garantieren, dass alle Mitarbeiter fair behandelt werden und einen zufriedenen Eindruck machen. Außerdem bleiben wir bei unseren Lieferanten. Wir wechseln nicht von Jahr zu Jahr dahin, wo es gerade am günstigsten ist. Durch eine echte Zusammenarbeit kann man langfristig so viel erreichen und es wird zu einer Art Familienunternehmen. Dadurch, dass wir in Österreich nähen lassen, unterstützen wir den regionalen Arbeitsmarkt und erhalten die Handwerkskunst. Außerdem ist die Lieferkette kurz und relativ regional.“

Wie kam es zu dem Labelnamen „Peaceman´s“?

Johanna: „Mein Vater, der leider 2015 verstarb, hieß Friedemann. Das wurde von meiner Tante mal wortwörtlich ins Englische übersetz und wurde zum Running-Gag in der Familie. Durch ihn habe ich diesen Gerechtigkeitsdrang und die Verbundenheit zur Natur. Der Name ist eine Hommage an ihn und natürlich gefiel mir auch der Klang nach Frieden.“

Wie sehen Eure Pläne aus, habt Ihr Euch Ziele gesetzt, die Ihr in den nächsten Jahren erreichen wollt?

Johanna: „Wir wünschen uns beständige Kundenzahlen, schön wäre natürlich der Eintritt in den Einzelhandel. Dann könnten wir an die Näherei beständige Aufträge vergeben, was auch diese absichert.“

Wie sieht Euer Produktionsweg vom Rohstoff bis zum fertigen Kleidungsstück aus?

Johanna: „Die Bio-Baumwolle kommt von einem deutschen Stofflieferanten, der absoluter Bio-Pionier ist und schon umgestellt hat, als es noch Öko hieß – aus Überzeugung. Die Bio-Baumwolle kommt hauptsächlich aus Kirgistan und Uganda und der Stofflieferant bereist alle Lieferanten persönlich, um die Qualität und Fairness zu garantieren. Auch uns wurde ein eigenständiger Besuch in Uganda ermöglicht (den Erfahrungsbericht dazu findet Ihr hier). Von Uganda/Kirgistan kommt die Baumwolle als Rohstoff zum deutschen Stofflieferanten, der in der Türkei spinnen lässt und in Tschechien in eigenen Webereien webt und größtenteils in Deutschland ohne Einsatz von tierischen Fetten färbt.“

Welche Materialien verwendet Ihr und aus welchem Grund?

Johanna: „100 % Bio-Baumwolle, ohne Plastikfasern! Das ist hautfreundlich, es reibt sich kein Mikroplastik ab und ist durch den Anbau auch umweltfreundlich. Wenn man wie unsere Bio-Baumwoll-Bauern nachhaltig anbaut, braucht Baumwolle auch – entgegen der allgemeinen Überzeugung – weniger Wasser, als alles andere, was angebaut werden könnte. Dadurch, dass wir auf langfristige Beziehung aus sind, können sich die Bauern auf zukünftige Abnahmen einstellen und überbewässern nicht, um aus einem Jahr auf Kosten des nächsten Jahres alles rauszuholen, was geht. In Uganda ist zB. gar keine Bewässerung nötig, da reicht das Regenwasser. Bei unserem Besuch im November ’19 gab es sogar etwas zu viel Regen, wodurch die Ernte beeinträchtigt wurde. Das ist das erste Jahr, in dem sie den Klimawandel spüren.“

Ihr seid Mitglied bei Unternehmensgrün – was bedeutet das, was macht Unternehmensgrün?

Johanna: „Unternehmensgrün ist ein Verband, der sich politisch für nachhaltiges Wirtschaften einsetzt. Man kann sich das ein bisschen vorstellen, wie eine grüne Lobby. Es ist ein schönes Netzwerk. Zum Beispiel Marken wie „Frosch“ sind dort vertreten.“

Wenn Ihr einen Tag Politiker wärt und ein Gesetz Eurer Wahl beschließen dürftet, welches wäre das?

Johanna: „Das der Preis für Produkte die wahren Kosten abdeckt. Also zum Beispiel auch den Schaden, den man der Natur oder den Menschen mit konventioneller Baumwolle antut oder mit Obst aus Südafrika. Oder Fleisch aus Massentierhaltung. So hätten regionale Bio-Bauern eine gerechtere Wettbewerbschance und wir zahlen nicht Preise, sondern Werte.“

Vielen Dank Johanna für den Einblick in Euer Unternehmen und Eure Vision.

Peaceman´s Kollektion

Aktuell bietet Peaceman´s verschiedene Hemden, Blusen, Sakkos, Blazer und Kleider an. Die Preisrange liegt zwischen 129€ für Hemden/Blusen und ca. 249€ für ein Sakko oder Blazer. In Sachen Größen werden sowohl die „üblichen Verdächtigen“ angeboten, als auch größere Größen, z.B. bei Kleidern bis Größe 46. Wie Ihr im Interview lesen konntet, ist die Kleidung aus 100% Bio-Baumwolle und wird in Österreich genäht. Das Unternehmen selbst sitzt in Edertal, in der Nähe von Kassel.

Interesse geweckt? Dann schaut auf den Seiten von Peaceman’s daughter|son vorbei.

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