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Nachhaltige Zukunftstechnologien in der Modebranche

Nachhaltige Zukunftstechnologien in der Modebranche

Zukunftstechnologie

Bei (nachhaltigen) Zukunftstechnologien handelt es sich um Technologien, die noch nicht auf dem Markt verfügbar sind. Die Ansätze zur Etablierung dieser Technologien liegen zwar vor, doch die praktische Umsetzung findet noch nicht statt.

In der Textilindustrie entwickelt sich der Trend Richtung Nachhaltigkeit. Verbraucher sind besser informiert und erwarten ökologisch und sozial vertretbare Produkte und damit nachhaltige Lösungen in der Textilindustrie. Hersteller engagieren sich darum vermehrt, Innovationen zu erschließen und nachhaltige Entwicklungen zu fördern. Die Strategien reichen von nachhaltigen Designs über den Einsatz innovativer Materialien und Prozesse bis hin zur Optimierung des Ressourcenverbrauchs und Recycling. 

Designforschung: Welche Materialien wollen wir zukünftig verwenden?

Viele Materialien haben Eigenschaften, deren Anwendungspotentiale uns noch unbekannt sind. Diese zu erforschen und in Verbindung mit Textil zu setzen, ändert die bisherige Gebrauchsform der Materialien. Zukünftig können auf diese Weise intelligente Lösungen entwickelt werden, die beispielsweise den Herausforderungen des Klimawandels gerecht werden.

Tierische Proteine anstatt Kunstfasern

Bei Kunstfasern gibt es die Möglichkeit, anstatt Erdöl zum Beispiel Milch- oder andere tierische Proteine zu verwenden. Diese Innovation steht jedoch noch am Anfang ihrer Entwicklung und ist kostenintensiv.

Recycling – Geisternetze als Nylongarn, Econyl, rPet, Ecovero

Recycelte Sportmode aus Econyl,  Activewear aus ECOVERO, T-Shirts aus Bambus, bis hin zum T-Shirt aus rPet: Diese Stoffe der Zukunft sind bereits auf dem Markt.

Econyl

Hierbei werden Abfälle aus Nylon in das regenerierte Nylon ECONYL® umgewandelt. Es ist gleichwertig wie neu hergestelltes Nylon, kann aber immer wieder recycelt, neu geschaffen und neu geformt werden.

ECOVERO

LENZING™ ECOVERO™ Fasern werden aus zertifizierten erneuerbaren Holzquellen hergestellt, in einem umweltbewussten Herstellungsprozess, der hohen Umweltstandards entspricht.

rPet

Der unter der Bezeichnung RPET vertriebene Kunststoff wird aus gebrauchten PET-Flaschen hergestellt. Die leeren Flaschen werden gesammelt, gereinigt und geschreddert.

Den Kreislauf schließen

Eine alternative Wiederverwertung von Rohstoffen betreiben beispielsweise die italienischen Textilfabriken Carvico und Jersey Lomellina. Mit den ökologischen Innovationen Econyl produced by Aquafil und Healthy Seas setzen sich beide Fabriken für eine saubere Umwelt ein. Die Unternehmen sammeln im Meer schwimmende Geisternetze und stellen recyceltes Nylongarn her. Somit schließt sich der ökologische Kreis wieder.

Faktencheck: Recyceltes Plastik

Nur etwa 10% des existierenden Plastiks wurde bisher recycelt. Jährlich landen weitere 380.000.000 Tonnen in Müllhalden oder im Ozean. Ein geschlossener Kreislauf muss her.

Ansätze mit chemischem Recycling

Andere Unternehmen setzen bei der Suche nach neuen Recycling-Verfahren auf Chemie. Das schwedische Start-up Renewcell recycelt beispielsweise Altkleider mit hohem Baumwollanteil. Dazu wirft es die Kleider in eine Chemikalien-Lösung, löst Nicht-Baumwoll-Anteile heraus und erhält so ein Material das ursprünglicher Baumwolle stark ähnelt.

Renewcell konnte schon Millionen Dollar von Investoren einsammeln, unter anderem auch von der Warenkette H&M. Kritiker bezweifeln, dass chemisches Recycling wirklich nachhaltig ist. Schließlich kommen bei der Umwandlung wieder Chemikalien zum Einsatz.

Enzymatischer Recyclingprozess

Neue Recycling Methoden und Technologien konzentrieren sich auf die enzymatische Trennung und Aufbereitung von Alttextilien aus Polyester, Polyamiden und Mischgeweben. Bei dem Tex2Mat-Prozess soll beispielsweise erprobt werden, dass aus Alttextilien in Mischfasern wieder hochqualitative Produkte entstehen können.

Die enzymatische Trennung von Mischgeweben basiert auf einem Prozess, in dem mechanische und biochemische Komponenten kombiniert werden. Baumwolle (Cellulose) wird hierbei in der enzymatischen Hydrolyse zu Zucker (Glucose) und ergibt PET-Fasern und eine Zuckerlösung. Die PET-Fasern werden geschreddert, kondensiert und dem Upcycling zugeführt.

Recycling Zukunftstechnologien: Carbios – Enzyme, die Plastik fressen

Das französische Start-up Carbios hat sich zum Ziel gesetzt, das globale Müllproblem zu lösen: Firmen wie Pepsico und Nestlé sind bereits interessiert. Mit einem neuartigen Enzym als Grundlage unendlichen Recyclings.

Das Enzym wirkt als bakterieller Katalysator: Es zerlegt die langen Plastikpolymere, die Polyethylenterephthalat (PET) eigen sind, auf natürliche Weise in ihre Bestandteile.

Die Carbios-Biologen haben das Enzym auf Mülldeponien vermutet und dort auch gefunden. Mit der Zugabe weiterer Mikroorganismen haben sie das Protein über die Jahre so stark beschleunigt, dass es eine PET-Flasche binnen zehn Stunden zu 90 Prozent abbauen kann.

Carbios ist davon überzeugt, dass das neuartige biotechnologische Verfahren indirekt dazu beitragen kann, die Plastikmassen in den Ozeanen zu reduzieren. 

Fazit

Das Interesse daran, neue Zukunftstechnologien zu schaffen ist groß. Viele Verfahren stecken aber noch in den Kinderschuhen oder gewähren keinen geschlossenen Kreislauf. Bei Zukunftstechnologien in der Textilbranche geht es nicht nur darum, ressourcenschonende Prozesse zu entwickeln, sondern es geht auch darum, die Produktionsbedingungen vor Ort zu verbessern und sich, auch bei der Produktentwicklung, schon Gedanken zu machen: wie ist die Recyclebarkeit und wie ist der Produktlebenszyklus.

Seid Ihr über innovative Ideen in der Modeindustrie gestoßen, dann hinterlasst uns gerne einen Kommentar.

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